Balaban Aşireti / Aşira Balabanu

Munzur in eine Katastrophe

Untersuchungsergebnisse des Rechtsanwalts Murat Cano

Das Staudammprojekt treibt die Natur von Munzur in eine Katastrophe – und dessen Menschen in die Flucht

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06. April 2007


Die drohende Umweltgefahr geht von der Entschlossenheit des Staates aus, der Staudämme zum Zwecke der Energiegewinnung errichten will. Das Projekt ist unter dem Namen "Munzur Projekt" bekannt.
So wird aus dem Antwortschreiben des Ministeriums für Energie und Naturressourcen vom 21. Mai 2001 deutlich, dass der Auftrag einem Konsortium, bestehend aus türkischen und amerikanischen Firmen, erteilt wurde. Im Rahmen des Munzur-Projektes werden die Projekte Konaktepe I und Konaktepe II HES ausgeführt werden, deren Bau vom Gouverneur von Munzurs geplant und gemäß der zwischen der Türkei und den USA unterzeichneten gemeinsamen Regierungsmitteilung - mit Beschluss des Ministerialausschusses – ausgearbeitet wird.

Im selbigen Schreiben wurde ebenfalls mitgeteilt, dass die Verhandlungen mit dem Konsortium abgeschlossen seien, und dass ein Vertragsentwurf sowie der Preis mit Genehmigung des Energieministeriums dem Schatzamt übersandt wurden.
Es wird offensichtlich, dass nunmehr einer der Beteiligten des Projektes, das die Natur rund um den Munzur vernichten und zu einem unbewohnbaren Ort machen wird, unser ewiger und immerwährender Freund (!) Onkel Sam ist.

Bin ich es nun, der sich irrt, oder sind es etwa die zuständigen Behörden?
Die Antwort auf diese Frage kann mit der Auswertung folgender Punkte gegeben werden: die Menge an Elektrizitätsenergie, die mit den im Rahmen des Munzur-Projektes zu errichtenden Staudämmen erzeugt werden soll, der Anteil dieser an der Menge der Elektrizitätsenergie, die in der gesamten Türkei aus Wasserkraft gewonnen wird sowie die Auswirkungen des Projektes auf die Wälder, Pflanzen und Fische der Binnengewässer, die Viehzucht und Imkerei, das Wildleben, das Klima, der Tourismus und die Menschen.

Die bestehende Gesamtleistungsfähigkeit der Wasserkraftwerke im Rahmen des Munzur-Projektes beträgt 358,45 MW. Laut Angaben der Generaldirektion der staatlichen Wasserbehörde für das Jahr 2000 beträgt die bestehende Leistungsfähigkeit sämtlicher Wasserkraftwerke, die in der Türkei im Betrieb sind 37.079 MW, dabei beträgt das Potential an Wasserkraftenergie 123.040 GWh.

Die Energie, die mit dem Munzur-Projekt erzeugt werden soll, beträgt 0,9%, der in der Türkei durch Wasserkraft gewonnenen Energie.
Das jährliche Wasserpotential der Provinz Tunceli beträgt 3.114,2 Kubikhektometer und das Potential zur Erzeugung von Wasserkraftenergie beträgt 1.571 GWh.

Das Erzeugungspotential der Wasserkraftwerke, die sich in der ‚Masterplan’– Phase befinden, deren endgültige Pläne erstellt sind, und die sich im Bau befinden, beträgt 1304,4 GWh pro Jahr. Aus diesen Daten wird deutlich, dass es das Ziel ist, das gesamte Wasserkraftenergiepotential zu 100% zu nutzen.

Auf der anderen Seite beträgt die Speicherkapazität der Staudämme – mit Ausnahme des Wasserkraftwerkes in Mercan, welches eine Länge von 10.115 m aufweist und dessen kanalartiger Bau weiterhin andauert – 1.162,5 Kubikhektometer. Das bedeutet, dass 37,3% des jährlichen Wasserpotentials der Provinz in Staudammreservoirs zurückgehalten werden.

Ob für die Gewinnung von Bewässerungsmöglichkeit, Trinkwasser oder von Energie, die Praxis in der Welt und in der Türkei hat gezeigt, dass durch die Zurückhaltung des Wassers seine ‚Beschaffenheit’ gestört wird. So wird es einerseits verschmutzt und vernichtet somit Lebewesen, die es zuvor ins Leben gerufen hat, andererseits trocknet es Quellen aus, von denen es gespeist wird. Ebenfalls lässt es das Grundwasser entweichen. Als Resultat bleibt lehmiger Boden zurück. Dieses Ergebnis kommt innerhalb von 50 - 70 Jahren zustande.

An dieser Stelle muss ich kurz - im Hinblick auf die gesamte Türkei – über das Thema "Wasser" und unser "Spiel mit dem Wasser" einiges erläutern:
Die Türkei besitzt - von Zentralasien bis zum Balkan - das größte Potential, bezogen auf Quellwasser, Grundwasser, fließende Gewässer (wörtl. fließendes Wasser), Küstengewässer und Seen.
Die Türkei hat in Anlehnung an diese Gewässer verständlicherweise wirtschaftliche, soziale und strategische Ziele. Dieselbe Situation konfrontiert jedoch die Türkei mit den größten Vorteilen aber auch mit den größten Problemen des Jahrhunderts, denn Wasser gewinnt allmählich in der Türkei genauso wie auf der ganzen Welt, insbesondere im Mittleren Osten, einen höheren Stellenwert als Erdöl.
Durch die technologische Rückständigkeit bei der Wassernutzung sowie die Fehler der Regierungen in der Praxis und das Nichtvorhandensein einer international angenommen Wasserregulierung, gewinnt das Wasser enorm an Bedeutung und wird dadurch sogar "gefährdet."

Das jährliche Niederschlagsvolumen der Türkei beträgt 501 Milliarden m3. Der Anteil, der in die Strömung übergeht, beträgt 186 Milliarden m3. Das Süßwasserpotential, das aus den Grundwässern und den aus anderen Ländern einfließenden Gewässern gewonnen werden kann, beträgt 205 Milliarden m3. Die Oberflächen- und Grundwässer, die laut technischen und ökonomischen Bewertungen für verschiedene Zwecke genutzt werden können, betragen jährlich 110 m3.

Der jährliche Wasserverbrauch der Türkei beläuft sich auf 39 Milliarden m3. Davon kommen 6 Milliarden m3 aus Grundgewässern und 26,4 Milliarden m3 aus Bereichen, die durch Staudämme gewonnen werden.
29 Milliarden m3 des benötigten Wassers werden bei der Bewässerung genutzt, 5,7 Milliarden m3 sind Trink- und Nutzwasser, und 4 Milliarden werden für industrielle Zwecke eingesetzt. 25,85 Millionen Hektar der 28,05 Millionen Hektar bebaubaren Landes, welches ein Drittel der Fläche der Türkei darstellt, sind bewässerbares Land. Obwohl 8,5 Millionen Hektar davon wirtschaftlich gesehen bewässerbares Land sind, ist die Gesamtfläche, die bewässert werden kann, auf 4,8 Millionen Hektar begrenzt. Nur 2,5 Millionen der 3,5 Millionen Hektar landwirtschaftlicher Fläche, die nach Plan bewässert werden, kommen aus Staudämmen.
Seit Beginn des Jahres 2000 werden lediglich 38.000 GWh (34,3%) des Stromverbrauches der Türkei, der 110.526 GWh beträgt, aus Wasserkraftwerken gewonnen. Die bestehende Leistungsfähigkeit des HES Projektes, das sich noch im Bau befindet, beträgt 4.190 MW und die Elektrizitätsenergie, die es erzeugen wird, 13.578 GWh.

In der Türkei wurden bisher 1135 Staudämme zu Bewässerungs-, Trink- und Nutzwasser-, Industriewasser- und Energiezwecken in Betrieb genommen. Davon sind 195 große und 940 kleine Staudämme. 135 Staudämme - davon 107 große - sind noch im Bau befindlich. Die Planung von 47 Staudämmen ist abgeschlossen und 47 Staudämme befinden sich noch in der Planung. Außerdem ist die Entwicklung von 485 Wasserkraftwerkprojekten geplant.

Wie aus diesen Zahlen deutlich wird, ist Wasser in der Türkei von außerordentlich wichtigem und großem Wert. Der Staat sollte diese große Quelle für Bewässerungs-, Trink- und Nutzwasser-, Industriewasser- und Stromerzeugungszwecke verwerten.

Die Priorität des Staates in diesem Bereich liegt lediglich darin, sauberes Trinkwasser zu gewinnen und das Wasserpotential mit diesen Eigenschaften zu erhalten, Wasser für die landwirtschaftliche Bewässerung zu gewährleisten und Elektrizitätsenergie aus Wasser zu gewinnen. Dabei gibt es doch mit dem Wasser zusammen "andere" Werte, die ebenso genauso wichtig sind. Zugleich beeinflussen alle Bebauungsunternehmungen auf der Grundlage von Wasser diese ‚anderen’ Werte positiv oder negativ. Mit den ‚anderen’ Werten meine ich vor allem die Menschen, die mit dem ‚Wasser spielen’ und damit die Natur, die Umwelt und das kulturelle Erbe riskieren.
Nach zeitgemäßer Denkweise können Ökonomie und Ökologie nicht voneinander getrennt werden.

Es ist möglich, dass ökonomische Unternehmungen die Natur zerstören und die Umwelt verschmutzen. Man kann sagen, dass dieser Umstand den Menschen und allen anderen Lebewesen das Leben in einem gesunden Umfeld erschwert oder sogar unmöglich gemacht hat. Es wurde gesehen, dass die Bebauungsunternehmungen, die mit dem Ziel der fortschrittlichen Entwicklung unternommen wurden, zum "Vernichtungs"-Mittel geworden sind. Aus diesen Gründen ist der Schutz der Natur und der Umwelt nicht nur aktuell eines der Hauptprobleme, sondern auch das des Jahrhunderts. Die Menschheit, und die internationale Gemeinschaft (die Erdbevölkerung), die so langsam das Problem zu begreifen beginnen, werden allmählich in diesem Bezug sensibel und treffen diverse Maßnahmen. Denn wenn das Modell "Fortschritt durch Schutz" auf der ganzen Welt und in unserem Land nicht entwickelt werden kann, wird das ‚Spiel der Menschheit mit dem Wasser’ tatsächlich damit enden, dass ein Leben auf diesem Planeten nicht mehr möglich ist. Da in unserem Land die Natur, die Umwelt und das kulturelle Erbe praktisch so gut wie gar keinem Stellenwert beigemessen werden, hat die Geographie der Türkei - auf der Fläche von Keban bis Kargamis, am Fluss Euphrat im Zivilisationsgebiet sowie in den landwirtschaftlichen Bereichen - Flora und Fauna sowie archäologische Werte in diesem Gebiet verloren. Mit dem Betrieb des Ilisu Cizre-Staudammes und dem aktuellen Zustand des HES Projektes wird sie ebenfalls den Fluss Cizre und dessen Zivilisationsgebiet mit 215 historischen Siedlungsgebieten, inklusive Hasankeyf, verlieren. Ebenso wird sie, wenn die Dilek Güroluk-, Mittel- und Hoch-Coruh-, Cine und Yortanli-, Zap und Munzur- Projekte trotz Gerichtsbeschlüssen und Warnungen aus Wissenschaftskreisen umgesetzt werden, die antiken Stätten Allianoi und Marsias sowie die Gebiete Firtina, Coruh, Zap und Munzur verlieren. Diese Praxis ruiniert nicht nur die Natur sondern begräbt unser Erbe auch unter Wasser. Andere tragische Resultate bestehen darin, dass sie zehntausenden Menschen ihr Siedlungsgebiet raubt und sie somit in die Vertreibung und Leid stürzt.

Die Türkei muss das Modell "Fortschritt durch Schutz" entwickeln. Andernfalls werden unsere Menschen keine Möglichkeit mehr haben, ein Land zu besitzen, in dem sie in Zukunft leben können.

Da wir uns heute hier befinden, um im Rahmen des zweiten Munzur Kultur- und Natur- Festivals unsere Gedanken zu äußern, muss noch konkreter auf die Auswirkungen des Munzur Projektes auf die Natur- und Lebenskultur eingegangen werden:

Das Klima wird sich im Falle der Umsetzung des Munzur-Projektes ändern. Diese Sachlage wurde mit Prüfung der Projektdaten von Doz. Dr. Mikdat Kadioglu, Mitglied des Lehrkörpers für Atmosphäre- und Weltraumwissenschaften der Technischen Universität Istanbul und Vertreter für das Marmara - Gebiet der Meteorologie – Ingenieurkammer, in einem Bericht festgehalten.

Nach diesem Bericht "verursachen die unterschiedlichen Thermaleigenschaften der Wassermassen in den Stauseen und in der Erde im Vergleich zu der Situation bevor die Staudämme das Wasser zurückhielten, kühlere Sommer und mildere Winter… Sie rufen ebenfalls Veränderungen in der Richtung des Windes im betroffenen Gebiet hervor und werden somit eine deutliche Zunahme der Intensität verursachen. Aufgrund des unterschiedlichen Wasserdampfdrucks in der Luft und im Wasser, werden von der Seeoberfläche große Mengen Feuchtigkeit auf das Festland freigegeben. Mit der Zunahme der Luftfeuchtigkeit ist auch eine Zunahme von Nebel und Frost sowie Schneefall und Schneelawinen aufgrund der Einflüsse durch die Seen festzustellen."
"Die Oasenwirkung, die in Gebieten wie das des Munzur Projektes, in denen kontinentales Klima herrscht, durch große Wasserbauten hervorgerufen wird, kann das Wassergleichgewicht und das Klima im betroffenen Gebiet verändern."

"So wurde der Einfluss der Keban- und Seyhan- Stauseen auf das Klima untersucht und es wurde auf wissenschaftlicher Basis festgestellt, dass eine Veränderung des Klimas nach der Inbetriebnahme im Jahre 1975 stattgefunden hat." "…es wurden in den chemischen Komponenten der Weltatmosphäre bedeutende Veränderungen aufgrund von fossilen Brennstoffen, die in den letzen 150 Jahren auf der ganzen Welt immer mehr verbraucht werden sowie Gasen und Teilchen, die aus anderen Quellen in die Luft freigesetzt werden, festgestellt. Der hieraus entstehende Treibhauseffekt hat das Problem der Erderwärmung hervorgerufen. Auf ähnliche Weise kann die Vernichtung von Wäldern und Grünflächen unwiderrufliche Veränderungen der Umwelt verursachen."
"Gemäß dem Klimaveränderungsbericht des Internationalen Projektes zur Klimaveränderung aus dem Jahre 1990, können kleine Klimaveränderungen in trockenen und halbtrockenen Gebieten wie dem Munzur Projekt beachtliche Probleme durch den Wandel des Niederschlagverhaltens verursachen."

"Im Munzur Projekt wird auch ins Auge gefasst, auf welche Weise die Erderwärmung die Landwirtschaft beeinflussen wird."
"Laut den Klimaszenarien, die mit allgemeinen Zirkulationsmodellen entwickelt werden, wird für Südeuropa, das Mittelmeergebiet und das Gebiet des Munzur Projektes zu Beginn des 21. Jahrhunderts die subtropische Hochdruckzone erweitert und sich auch nördlich ausweiten, so dass sie auch die Projektgebiete von warmer und trockener Luft beeinflusst werden. Es ist vorauszusehen, dass im Projektgebiet Munzur und den Ländern des nördlichen Mittelmeers bis zum Jahre 2030 eine Erwärmung um 2 Grad, eine leichte Zunahme des Niederschlags in den Wintermonaten sowie eine bedeutende Abnahme in den Sommermonaten stattfinden wird. Es wird kalkuliert, dass als Folge dessen große Verluste in der landwirtschaftlichen Produktion in diesen Breitengraden verursacht werden."

"Die Entdeckungen bezüglich der Veränderungen des lokalen Klimas und Niederschlags warnen uns. Auf der anderen Seite kann nicht von der Veränderung des Erdklimas in der Welt auf die Türkei und das Gebiet des Munzur Projektes abstrahiert werden."
Es existiert kein vom Staat angefertigter Klimabericht bezüglich des Munzur Projektes.

– Im Falle, dass das Projekt umgesetzt wird, wird die reiche Flora Munzurs verschwinden. Wissenschaftlichen Untersuchungen zufolge werden die für dieses Gebiet charakteristischen endemischen Arten (Erysimum, Graellsia, Hymenophysa, Didymophysa, Delphinium, Astargalus, Pistacia, Heliotropium, Verbascum und Echinops) und reichhaltigen Familien der Fabaceae, Asteraceae, Brassicaceae, Lamiaceae, Caryophyllaceae und Poaceae sowie die Gattungen Astargalus, Trifolium, Alyssum, Silene und Vicia aussterben.

- "Obwohl die Eichenwälder des Euphrat-Tales aufgrund der seit Jahren andauernden Verwüstung zu bedeutenden Teilen vernichtet sind", behält Munzur die Reichhaltigkeit und Intensität ihrer Natur bei. Wie bekannt ist, "sind Wälder, die an erster Stelle der Naturreichtümer eines Landes stehen, nicht nur ökonomisch wichtig, sondern sie sind auch für das Gleichgewicht der Natur überaus von Bedeutung." "Die Eichenarten haben trotz der Kontinentalisierung des Klimas große Flächen einnehmen können, da sie sich diesen Veränderungen anpassen konnten. Bei dem Verschwinden der Wälder Zentral- und Ostanatoliens hat die Klimaveränderung eine Rolle gespielt. Die Geographie Munzurs hat fünf verschiedene Eichenarten und Waldgruppen ausgebildet. Die Eiche ist sowohl als Produktionsmaterial als auch als Quelle für Industrierohstoffe äußerst wichtig. Die Eiche ist ein Baum, der über großes Sprosspotential verfügt. Wenn der Eiche die erforderliche Bedeutung beigemessen würde, würde dies das Aussterben der Wälder im Euphrat-Tal wie an vielen Orten Anatoliens zum großen Teil verhindern.

- Nach einem in den siebziger Jahren aufgeworfenen und von verschiedenen Forschern befürworteten Gedanken weisen die Pflanzenarten, die auf der so genannten ‚anatolischen Diagonale’ wachsen, dem Gebiet, das sich zwischen den Bergen von Gümüshane – Tunceli – Maras – Amanos erstreckt, Unterschiede auf. Die anatolische Diagonale liegt gleich im Osten des oberen Euphrat-Tales. Die floristischen Unterschiede der beiden Seiten der Diagonale sind eher klimatisch und topografisch begründet."

– Die unebene Geographie Ostanatoliens und der im Vergleich zum Westen stärkere Niederschlag sowie das kühlere Klima ermöglicht Hochgebirgspflanzen und in den Talgebieten ‚Mittelmeerpflanzen’ das Wachstum. "Diese Besonderheit unterscheidet die Pflanzenwelt von anderen und bereichert sie gleichzeitig. Neben den früh blühenden endemischen Pflanzenarten des Euphrat-Tales und der Natur Munzurs (Aracea, Liliaceae, Bellevalia, Fritillaria, Hyacinthus, Hyacinthella, Muscari, Scila, Tulipa, Crocus, Orcgidaceae, Dactylorhiza) sind Kräuter (Melissa officinalis, Melilotus officinalis, Mentha, Thymus, Verbascum, Glycirrhiza glabra, Berberis), Duftpflanzen (Thymus, Cyclortichum, Calamintha, Salvia u.ä.) und Farbpflanzen (Isatis, Alkanna, Rubia u.ä. ) in reichhaltiger Vielfalt zu finden. Außerdem blühen hier auch Wiesen, Weiden und Futterpflanzen wie die Leguminoseae und Giramineae.

– Die 17 Pflanzenarten im oberen Euphrat-Tal und der Natur Munzurs sind: Pistacia terebinthus subsp., Palaestina, Rhus coriaria, Aristolochia bottae, Gundelia tournefortil, Alkanna megacarpa, Anchusa azurea, Azurea, Onusma serceum, Viburnum opulus, Quereus spp., Ajuga chamaepitis subps., Laevigata, alcea calvertii, Rheum ribes, Armeniaca vulgaris, Rosa canina, Rubus sanctus, Alnus glutnosa subsp. glutinosa.
"Den bis dato durchgeführten floristischen Untersuchungen zufolge sind 80% der Flora der Provinz Elazig, 60% der Provinz Tunceli, 40% der Provinz Mus und 20 % der Provinz Bingöl bekannt. Dies bedeutet einen großen Verlust für die Nutzung der floristischen Quellen." Damit in Tunceli "alle niedrigen und hohen Pflanzen entdeckt werden können, müssen häufiger Floristik-, Vegetations- und pflanzengeographische Arbeiten durchgeführt werden." Ebenso "müssen Nutzungsflächen bestimmt werden, damit die Gebietsbevölkerung Nutzen aus den entdeckten Arten ziehen kann."

"Für die Zukunft unserer Flora sollte in kürzester Zeit ein botanischer Garten und ein Herbarium gegründet werden, ebenso sollte der Nationalpark von Munzur erweitert und geschützt werden."

– "Außerdem sollten bessere Möglichkeiten für das Volk geschaffen werden, die ca. 60 verschiedenen Pilzarten, die neben den angegebenen Pflanzenarten in der Natur Munzurs vorhanden sind, mehr zu nutzen. Unter diesen Arten befinden sich die Amanita, Boletus, Russula, Lycoperdon, Calvatia, Polyporus, Fomes, Morchella und Pleurotus. Außerdem stoßen diese Pilze auf großes Interesse bei der "Aufnahme in die Weltkultur" und es könnte mit den angegebenen Methoden ein intensiveres Wachstum ermöglicht werden.

Leider konnte bisher auf keine Untersuchung bezüglich der Pflanzenwelt, der Flüsse und Seen unserer Geographie gefunden werden. "Die vorgefundenen Untersuchungen zielten nicht auf alle Mikrophyten, sondern lediglich auf bestimmte Klassen."

- "Im Euphrat-Tal und den Binnengewässern Munzurs leben zahlreiche Fischarten, wie Mastacembulus simaek, Salmo trutta, Salmo trutta macrostigma, Cypripus carpio, Acanthobrama mirabilis, acanathobrama marmid, alburnoides bipunctatus, leiciseus cephalus, leiciseus lepidus, cyprinion macrostomum, garra rufa, garra veriabilis, chondrostome regium, aspius vorax, tor grypus, carossobarbus luteus, B. Plebejus lacerte, barbus rajanorum, barbus capito, B. Capito pectoralis, B. Xanthopterus, B. Subquincuncinatus, Chalcalburnus mossulensis, capoeta capoeta, capoeta trutta, copitis elongata bilseli, nemacheilus tigris, nemacheilus panthera, nemacheilus insignis, nemacheilus malaptererus, nemacheimus argyrogramma, turcinemacheilus kosswigi, mystus halepensis, glyptothorax armeniacus, glyptothorax kurdistanicus, aphanius cypris, parasilurus triostegus, mugil (liza) abu.

Leider sind manche dieser Arten nach dem Bau der Keban- Karakaya- und Atatürk Staudämme ausgestorben. Beispielsweise sind die Arten Glyptathorax kurdistanicus, Glyptathorax armeniacus, Barbus xanthopterus, Barbus esocinus, B. subguincinsunatus, B. Plebejus lacerta und B. Capito pectoralis, die im Fluss Euphrat lebten bevor das Wasser im Atatürk-Stausee zurückgehalten wurde, nicht mehr vorhanden. Das liegt daran, dass die Staudämme, die auf den Flüssen errichtet werden, das ökologische Umfeld der dort lebenden Fische verändern. Diejenigen Fische, die sich den neuen ökologischen Gegebenheiten nicht anpassen können, verlassen diese Plätze oder sterben aus."

– Gemäß dem "Langfristigen Entwicklungsplan für den Nationalpark des Munzurtales", der in Zusammenarbeit von 22 staatlichen Institutionen der Republik Türkei entstanden ist, "sind die Nationalparks nicht nur aufgrund der Tatsache, dass sie die Möglichkeit bieten, jegliche klimatischen Untersuchungen durchzuführen, sondern auch der sozialen, kulturellen und touristischen Möglichkeiten von großer Bedeutung. Diese Gründe bilden die Grundlage für die Errichtung des Parkes." So wird im selben Plan angegeben, dass im Munzurtal und seiner Umgebung folgende Wildtierarten leben: Bär, Wolf, Luchs, Krokodil, Marder (Baum- und Steinmarder), Wasserzobel, Dachs, Eichhörnchen (gefleckt, rot, schwarz und weiß), Hase, Wildschwein, Wildziege, Bergziege mit Hakengeweih, ‚Besoir’-Bergziege, Adler, Geier, Falke, Bussard, Sperber, Turmfalke, Baumfalke, Gabelweihe, Uhu, Eule, Raufußhuhn, Rebhuhn, Haselhuhn, Otis, Zwergtrappe, Kranich, Gans, Wachtel, Waldschnepfe, Ringeltaube, Felsentaube, Fischreiher (weiß, grau und gefleckt) und Storch (selten auch schwarzer Storch). Es wird in diesem Zusammenhang gesagt, dass "dieses Gebiet, das im Hinblick auf Säugetiere und Vögel eine große Bandbreite aufweist und somit eine Region ist, die aus jagdwirtschaftlichen Gründen hervorgehoben werden sollte." An dieser Stelle muss ich anmerken, dass die Ziegen mit Hakengeweih und die ‚Besoir’-Bergziege seltene Arten sind, die in Europa unter Schutz stehen und das Raufußhuhn so gut wie in keiner anderen Umgebung in der Welt vorkommt.

In demselben Plan wird festgestellt, dass "wenn berücksichtigt wird, dass die Errichtung des Nationalparks dem Munzurtal sozialen und ökonomischen Nutzen bringen wird, der Schutz und die Nutzung der Natur zweifellos viele Möglichkeiten für die Zukunft bringen werden."
Die Notwendigkeit den Nationalpark zu erhalten, ergibt sich von ganz allein, wenn man bedenkt, dass der Park an Wert gewinnen wird. Dies ergibt sich besonders in Hinblick auf die Bedeutung der Hakengeweih-Ziege, der ‚Besoir’-Ziege, des Raufußhuhns und der rot gefleckten Forelle, die im Tal, in den Bergen und im Munzur-Fluß leben. Ebenso werden die interessanten Seen und Schluchten den Wert des Nationalparks steigern.
Unter diesem Gesichtspunkt ist das Munzur-Gebirge, mit dem Ziel, den Besuchern interessante Naturereignisse darzubieten, zu einem Thema geworden. Ebenso ist die Frage nach den Grenzen der als Nationalpark unter Schutz stehenden Wäldern aufgeworfen worden, sowie das Thema der Berücksichtigung des Munzur-Gebirges und des Mercantals. Die Grenzen müssten nördlich ausgeweitet werden damit die Ganzheit der Fläche gewährleistet werden kann.

Die Besonderheit dieses Gebietes liegt gänzlich darin, dass der Niederschlagsumfang in den Wintermonaten der höchste im Gebiet ist. Die Region trägt aufgrund der schönen Naturkomponenten und der Jagdtiere in den Bergen sowie der wertvollen Forellenarten große Bedeutung. Es ist möglich, große Schluchten im Tal zu sehen. Gebirgsflächen in über 2000 m Höhe, Bergseen, Plateaus und kalten Gewässern stellen eine zusätzliche Besonderheit dar. Das Munzurtal, das sich vom Kreisstadtzentrum Ovacik im Westen der Provinz Tunceli bis zum Provinzzentrum erstreckt, bildet die Grundlage für den Munzurtal-Nationalpark. 23.364 Hektar dieses Gebietes wurden im Jahre 1968 als Naturschutzwald und Jagdreservoirgebiet abgetrennt. Die Fläche des Nationalparks beginnt 6,5 km westlich des Zentrums der Provinz Tunceli und verläuft über das 47 km lange Munzurtal. Von hier aus umfasst er nördlich das Munzur-Gebirge und ist somit auf natürliche Weise begrenzt. Bei dieser Abgrenzung wurden die im Munzurtal innerhalb des Nationalparks lebende Tierwelt und insbesondere die Forellenpopulation, die Bergseen im Munzur-Gebirge und die wilde Natur des Gebietes als Ausgangspunkt angenommen.

– Obwohl in der Region Tuncelis keine archäologische Flächenuntersuchung durchgeführt worden ist, ist uns bekannt, dass Herr Kilic KÖKTEN, der im Zusammenhang mit den Untersuchungen im Gebiet des Keban-Stausees die Ausgrabung des Pulursak-Weges durchgeführt hat, auf zahlreiche Felsunterschlüpfe, Arbeitsstätten und einfache Siedlungen aus der Altsteinzeit gestoßen. Der Forscher hält die Region im Hinblick auf das Paläolithikum (Altsteinzeit) für sehr bedeutend.

Wie aus den Daten und wissenschaftlichen Berichten deutlich wird, wurden bei diesem Staudammbau, dem Munzur-Projekt, zu keinem Zeitpunkt Untersuchungen oder Bewertungen hinsichtlich der Wälder, der Flora und Fauna, dem Wildleben, der Binnengewässerfische oder dem historischem Aspekt der Region aus archäologischer Sicht durchgeführt.
Gibt es denn kein nationales Gesetz oder internationales Abkommen, das für die Türkei bindend ist , wenn sie – ohne die natürlichen und kulturellen Werte zu berücksichtigen – zu Taten schreitet, ja sogar eine "Staudamm-Legende" schafft und einen "Staudamm-König" ernennt?
Doch, das gibt es. Die Geographie Anatoliens ist eines der ersten Siedlungsgebiete der Menschheit, in dieser Region haben 54 Zivilisationen gelebt. Die verschiedenen Informationen, die allmählich bei Ausgrabungen gewonnen werden, stellen die bekannte Zivilisationsgeschichte in Frage.

Archäologische Daten werden in der Literatur allgemein als kulturelles Erbe bezeichnet. "Kulturelles Erbe" sind gemäß der Verträge, die unter Führung der UNESCO und des Europarates unterschrieben wurden, architektonische Werke, Meisterwerke der Bildhauerei oder Malerei, die für die Kunst, Geschichte oder Wissenschaft einen außergewöhnlichen universalen Wert darstellen. Hinzu kommen Elemente, Bauten, Grabschriften, Höhlen, Grundstoffverbindungen, Bauansammlungen und Städte mit archäologischen Besonderheiten".

Laut diesen Dokumenten ist kulturelles Erbe, einerseits die "gemeinsame Quelle der Menschheit", andererseits "für geschichtliche und wissenschaftliche Forschungen notwendiges Material".
Wie aus den Bestandteilen der Definition hervorgeht, stellen nicht nur "Werke" archäologisches Erbe dar, sondern ebenso auch "Daten". Damit sind all die Dinge, die aufgrund von Bebauungsunternehmungen in verschiedenen Bereichen vernichtet werden oder mit der Gefahr dessen konfrontiert werden oder für die eine latente Gefahr dieser Art besteht, Werte. Sie bilden "eine gemeinsame Andenkensquelle" und Informationen, anhand derer wir etwas über das "Gestern" erfahren können. Aus dieser Sicht wird also mit der Vernichtung jeden archäologischen Wertes auch die Möglichkeit des Menschen vernichtet, wissenschaftliche und geschichtliche Informationen über die Vergangenheit zu erhalten.

Das Recht des Menschen, Informationen zu bekommen, und seine Pflicht, diese Informationen für die Zukunft weiterzuleiten, sind ebenso "menschlich" wie die ganze Welt betreffend Recht und Pflicht. Ein Mensch, der daran gehindert wird, Informationen zu beschaffen, wird gleichzeitig auch daran gehindert, sich zu entwickeln und im Weltmaßstab historisches Bewusstsein zu erlangen und auf diesem Wege sich als "Weltmensch" zu fühlen und mit den "Anderen" gemeinsam und friedlich zusammenzuleben.

Denn, wenn das Geschöpf namens Mensch das Gestern und das Heute in Abhängigkeit von sich selbst und nur in eigenem Maße wahrnimmt, hat der "Andere" gar keine Bedeutung. Dann wird er weder das Bedürfnis haben, die Werte und Informationen des Anderen über das Gestern zu erhalten, noch wird er ihm das Recht anerkennen, in der Zukunft zu existieren. Somit wird die Menschheit weder eine gemeinsame Vergangenheit noch Zukunft besitzen. Der Mensch wird den "Vorgänger" und den "Anderen" nicht erkennen können. Jeder wird auf sich selbst gestellt sein und so arm bleiben wie er selbst. Dieser Umstand erschwert die Entwicklung der soziologischen menschlichen Werte sowie den Erhalt des Friedens.

Wir leben im "Zeitalter des Wissens". Nach der "Wissenstheorie" kann man zu neuem Wissen gelangen, indem man Daten erlangt. Wenn Daten vernichtet werden, wird auch die Möglichkeit vernichtet, Wissen zu erlangen.

So ist also jede Handlung, die kulturelles Erbe vernichtet oder es in Gefahr bringt, "unzeitgemäß", ja sogar "primitiv".
Auf der anderen Seite ist jede Bauunternehmung, die das Gleichgewicht der Natur stört und ökologische Probleme hervorruft, ein schwerer Angriff auf das Leben in gesundem Umfeld.

Die Rechte, die von diesen Unternehmungen bedroht werden, sind Grundrechte des Menschen und stehen unter dem Schutz sowohl der nationalen Gesellschaften mit demokratischer Regierung als auch der internationalen Gesellschaft. Der Umstand, dass ein beliebiger Staat diese Rechte nicht mit seiner Gesetzgebung schützt oder Verordnungen herausgibt, die das Wesen dieser Rechte verletzen, bedeutet nicht ihre Aufhebung. Der Mensch kann jederzeit von dem Staat, dessen Staatsbürger er ist, sowie von der internationalen Gesellschaft den Schutz dieser Rechte fordern. Diese Forderung ist unter jedem Umstand rechtmäßig.

Die Gesetzgebung der Türkei bezüglich kultureller Besitztümer wurde leider erst 60 Jahre nach Gründung der Republik mit der Verabschiedung des Gesetzes zum Schutze der kulturellen und natürlichen Besitztümer im Jahre 1983 eingeleitet. Später traten auch die staatliche Planungsorganisation und das Gesetz bezüglich Bebauung und Nationalparks in Kraft.

Mit Ausnahme der Bestimmungen des Zivilgesetzbuches von 1926, des Gesundheitsschutzgesetzes von 1930, des Gesetzes bezüglich Grundwasser von 1960 und dem Gesetz von 1971 bezüglich Wasserprodukten, begann die Gesetzgebung der Türkei in Hinblick auf die Natur erst richtig mit dem Umweltgesetz von 1983. Später traten dann Gesetze zum Schutz der Luftqualität, zur Vermeidung von Luftverschmutzung durch Verkehrsmittel und in Bezug auf die Bildung und Funktion von Umwelt- und Waldministerien in Kraft.

Die Türkei ist im Jahre
– 1957 dem Europäischen Kulturabkommen (Pariser Abkommen), – 1981 dem Abkommen zum Schutz des Mittelmeers vor Verschmutzung (Abkommen von Barcelona), – 1983 dem Vertrag zum Schutze des Weltkultur- und Naturerbes (Abkommen von Granada), – 1984 dem Abkommen zum Schutze des Lebens des Wildes und dessen Lebensumfeld (Berner Abkommen),
– 1990 dem Wiener Abkommen, und in Verbindung damit den Protokollen von Montreal und London,
– 1994 dem Abkommen von Ramsar,
– 1994 dem Baseler Abkommen,
– 1999 dem Europäischen Abkommen zum Schutze des Archäologischen Erbes (Abkommen von Malta/Valetta) und im Jahre 2000 dem Abkommen der Umweltagentur der Europäischen Union beigetreten.

Die übernationale Gesetzgebung der Türkei bezüglich kultureller und natürlicher Besitztümer ist entwickelter als die nationale Gesetzgebung zum selbigen Thema. Um jedoch den Bestimmungen der nationalen oder übernationalen Justiz gerecht zu werden, bedarf es einer gewissen Zeit, um die Gewohnheiten in der Praxis zu ändern und ein neues Bewusstsein zu schaffen.

An dieser Stelle muss ich anmerken, dass die Europäische Union, die behauptet, die "idealen Werte" der internationalen Gesellschaft in juristischem, philosophischem und humanistischem Hinblick zu vertreten, diesen Zielen nicht gerecht wird. Die EU beaufsichtigt den Schutz der kulturellen und natürlichen Besitztümer in der Türkei nicht und ebenso verhindert nicht, dass in einigen Mitgliedsstaaten verschiedene Kredit- und Baukonsortien diese Werte ruinieren.
Dabei ist die Geographie der Türkei ein natürlicher physischer Bestandteil des europäischen Kontinentes. Die kulturellen Werte der Zivilisationen, die in der Geographie der Türkei gelebt haben, bilden die Grundlage für die Kultur des Mittelmeergebietes. Auf der anderen Seite ist die Türkei Mitgliedschaftsanwärter für die Europäische Union. Die Verpflichtung der EU, diese Werte zu schützen, ergibt sich aus folgenden Sachverhalten: das Inkrafttreten der Europa-Einheitsurkunde, die in Paris getroffenen Beschlüsse der Gesamtheit, der Gedanke der Union, dass "dem Schutz immaterieller Werte und insbesondere der Umwelt Bedeutung beigemessen werden muss, damit der Fortschritt wirklich im Dienste der Menschheit und nach europäischem Sinn sein kann, dann den Unternehmungsprogrammen des Rates, die 1973 angenommen wurden und heute noch weitergeführt werden, ebenso die mehr als 200 Verfügungen, die der Rat in Anlehnung an die Artikel 100 und 235 des AET-Abkommens erlassen hat, die Artikel 130/(r-t), die dem AET-Abkommen hinzugefügt wurden, das Maastrichter Abkommen und letztendlich den diesbezüglichen Beschlüssen des Europäischen Gerichtshofes aus den Jahren 1985 und 1988.

– Ich muss bemerken, dass der Bau des Munzur-Projektes keinerlei Nutzen für die Öffentlichkeit bringt, da die Strommenge, deren Erzeugung mit diesem Projekt geplant wird, stellt nur einen sehr kleinen Anteil der Strommenge dar, die in der Türkei mit Wasserkraft erzeugt wird.

Außerdem:

a) wird die ökonomische Basis für das Leben in Tunceli vom "Wasser" und von den "Bergen" bestimmt. Die Stauung des Wassers vernichtet die Lebewesen, denen das Wasser das Leben schenkt, gleichzeitig vernichtet das Munzur-Projekt die Berge, Wälder und Flora.

b) die wirtschaftlichen Hauptaktivitäten der Bewohner Tuncelis bilden die Imkerei und die Viehzucht. Es gibt keine Industrie in der Provinz, der Handels- und Dienstleistungssektor sind noch im Entwicklungsstadium. Aufgrund der geographischen Lage und topographischen Struktur der Provinz ist es so gut wie unmöglich, Produktions- oder Schwerindustrieanlagen zu bauen, es ist wäre ebenso unrentabel. Im Gegenzug verfügt die Region über außerordentliches Potential in der Viehzucht, der Imkerei und dem Berg-, Wasser- und Waldtourismus. Aus diesem Grunde sollte Tunceli entwickelt werden, die Einkommensquellen und Lebensmöglichkeiten der Menschen, die dort leben und in Zukunft leben werden, erhöht werden. Besonders im Hinblick darauf, wenn man dabei Gewinn für die nationale Wirtschaft erreichen möchte. Die Natur Tuncelis sollte unter Naturschutz genommen werden und die Schönheiten, die sie bietet, d.h. ihre Berge, Höhlen, Seen, Thermalbäder, Heilquellen, Flüsse, Täler und Ausflugsorte sollten für die Entwicklung des Tourismus, der Imkerei und der Viehzucht genutzt werden. Noch dazu wären die Kosten für die Förderung einer solchen Planung und ihre Umsetzung niedriger als die Kosten für den Bau und Betrieb des betreffenden Staudamms und der HES. Außerdem sind der Tourismus, die Viehzucht und die Imkerei dauerhafte Unternehmungen, während die Staudämme und die HES nur begrenzte Zeit bestehen.

c) Andererseits kann der "Rückkehr"– Prozess, der im Falle der Umsetzung des betreffenden Projektes gerade begonnen haben wird, angehalten werden, außerdem werden neue Umsiedlungen in großem Ausmaß verursacht werden. Denn die bestehende Lebensweise der Bewohner von Tunceli beruht auf den Möglichkeiten, die das Wasser und die Berge bieten und kann ohne diese nicht weiter bestehen. So kann also gesagt werden: Ohne die " Umwelt-Kultur" in Tunceli kann die "Lebenskultur" nicht bestehen.

Es ist nicht nur unumgänglich, dass die Staudämme und die HES die demographische Struktur der Provinz mit der Zeit negativ beeinflussen werden, es wird auch zwingend notwendig sein, dass – mit Ausnahme der Dörfer im Pülümürtal - wegen der zu erbauenden Staudämme und HES im Mercan- und Munzurtal, 84 Dörfer umsiedeln müssen.

– Die Regierung der Republik Türkei ist verpflichtet, die Mercan- und Munzurtäler, die sie im Jahre 1971 wegen ihres - aus ästhetischer sowie wissenschaftlicher Sicht - außerordentlichen Werts zu Nationalparks ernannt hat, gemäß Artikel 63 unserer Verfassung, der Natur- und Umweltgesetze, dem mit den UN und der UNESCO unterschriebenen Abkommen zum Schutz des Weltkultur- und Naturerbes und gemäß dem Europäischen Abkommen zum Schutz des archäologischen Erbes zu schützen.

Der von den Vereinen Tuncelis gewählte Ausschuss zum Schutz des Munzurtales und seiner Umgebung hat sich zunächst an das Ministerpräsidium der Republik Türkei gewandt und gefordert, dass die Staudammprojekte – mit Ausnahme des Uzuncayir-Projektes - annulliert werden. Das Ministerpräsidium hat diesen Antrag vom Energieministerium beantworten und - auf indirekte Weise - ablehnen lassen. Daraufhin haben die von diesem Ausschuss ernannten Personen eine Klage eingereicht, um dem Vorgehen des Ministerpräsidiums und des Ministeriums für Energie und Naturressourcen Einhalt zu gebieten. Das Verfahren wird unter dem Aktenzeichen 2001/39436 E beim 10. Amtsbereich des Oberverwaltungsgerichtes geführt. Ich rufe alle Bewohner Tuncelis, der Türkei und der Welt dazu auf, an diesem Verfahren (als Kläger) teilzunehmen.

Anmerkungen:
1. Murat Cano Jurist
Gründungsmitglied des Ausschusses für die Beaufsichtigung der Staudämme und des Kulturellen Erbes der Türkei.
2. Der Text wurde abgekürzt.
3. Tunceli (ehemals Dersim) ist die bevölkerungsmäßig kleinste Provinz der Türkei, mit der gleichnamigen Hauptstadt Tunceli und ist sehr stark von der Türkisierungspolitik betroffen.


 
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